Trennung und Scheidung müssen nicht unbedingt die letzten Etappen Ihrer Ehe darstellen. Tragen Sie sich mit Trennungsgedanken, gibt es dafür immer Gründe. Sicherlich gibt es Lebenssituationen, in denen eine Scheidung die wahrhaft einzige Lösung sein mag. Es gibt aber auch Lebenssituationen, in denen durchaus die Chance besteht, eine Ehe neu zu beleben. Ohne Hilfe von außen bleibt dieser Weg meist verschlossen. Die Paartherapie kann hierbei vor oder nach der Trennung wertvolle Hilfe bieten. Bevor Sie eine Paartherapie als für Sie nicht relevant abtun, sollten Sie sich wenigstens mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Vielleicht ist es gerade Ihre Chance.
Denken Sie an Trennung, kann es sein, dass Sie sich auseinandergelebt haben und Ihre Ehe keinerlei Gemeinsamkeit mehr hat. Dann kann natürlich auch die beste Therapie nichts daran ändern. Es kann aber auch sein, dass Sie sich einfach nicht in der Lage sehen, auf Ihren Partner zuzugehen und mit ihm über Ihre Probleme zu sprechen. Im Alltag führt das dann oft dazu, dass vieles unausgesprochen bleibt. Könnte man miteinander reden, ließe sich die Trennung vielleicht vermeiden. Die Kunst besteht also darin, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Paartherapie kann dazu der Schlüssel sein.
Paartherapie ist Eheberatung. Eheberatung ist sie allein schon deshalb, als die Ehe noch besteht und möglichst aufrechterhalten werden soll. Natürlich kann sich daraus das Ergebnis ergeben, dass die Ehe tatsächlich gescheitert ist und es besser ist, wenn Sie sich von Ihrem Partner trennen. Bei der Paartherapie geht es zunächst darum, Ihre partnerschaftlichen Konflikte aufzuarbeiten, als solche zu erkennen und sie möglichst zu überwinden. Es ist wie in der Autowerkstatt, in der der Mechaniker den stotternden Motor diagnostiziert und neu einstellt. Und alle freuen sich, wenn der Motor wieder richtig läuft. Als Paartherapeut oder Eheberater kommen vornehmlich ausgebildete Psychologen, Sozialpädagogen, Familienberatungsstellen und nicht zuletzt vielleicht auch der Rechtsanwalt in Betracht, bei dem Sie sich über die Möglichkeiten einer Scheidung beraten lassen. Familienrechtsanwälte bezeichnen sich oft auch als Scheidungsmediator.
Eine Paartherapie ist im Hinblick auf eine Trennung nur sinnvoll, wenn Sie und Ihr Ehepartner überhaupt bereit sind, eine Therapie in Anspruch zu nehmen. Sie müssen sich dazu in der Lage sehen, die Schuld für das Scheitern Ihrer Ehe nicht allein bei Ihrem Partner zu suchen. Sie müssen bereit sein, zuzulassen, dass auch in Ihrer Seele gegraben wird und Sie sich offenbaren müssen. Es mag sein, dass Sie mit großen Vorbehalten in eine solche Beratung hineingehen. Wenn Sie aber zumindest bereit sind, sich einem Termin zu stellen, haben Sie bereits einen großen Schritt getan. Erfahrungsgemäß ist es so, dass ca. 90 % der Paare, die sich scheiden lassen, keine Paartherapie in Anspruch genommen haben. Allein durch diese Tatsache und dadurch, dass eine Paartherapie oft nur im allerletzten Stadium einer Beziehung in Anspruch genommen wird, lässt sich nachvollziehen, dass die Erfolgsquote nicht so ist, wie sie sein könnte, wenn Ehepaare die Paartherapie als Konfliktlösungsmodell frühzeitig in Anspruch nehmen würden. Außerdem kann das Familiengericht nach § 136 FamFG das Scheidungsverfahren von Amts wegen aussetzen, wenn nach seiner freien Überzeugung Aussicht auf Fortsetzung der Ehe besteht. In diesem Fall soll das Gericht den Ehegatten sogar ausdrücklich nahelegen, eine Eheberatung in Anspruch zu nehmen.
Ein Paartherapeut oder ein Mediator ist kein Familienrichter. Der Mediator ist ein neutraler Dritter, der keine Entscheidungen an Ihrer Stelle trifft. Die Ergebnisse eines Beratungsgesprächs dürfen Sie nicht als richtig oder falsch empfinden. Vielmehr wird der Therapeut darauf abstellen, dass Sie sich in der Lage sehen, Ihre Vorbehalte, Bedenken, aber auch Ihren Ärger, Ihre Enttäuschung und Ihre Verletzungen oder Ihre Wut zu äußern und Ihre Gesprächsunfähigkeit oder Gesprächsblockade zu überwinden. Ihr Partner soll damit in der Lage sein, Ihren seelischen Zustand nachzuvollziehen. Oft ist es nur das unausgesprochene Wort, das Probleme schafft. Eine Trennung ist oft nicht das Ergebnis, das Sie wirklich wollen. Wird Unausgesprochenes ausgesprochen, lässt sich vieles klären. Gerade dann, wenn eine neutrale Person in der Mitte sitzt und darauf achtet, dass die Gesprächsführung so abläuft, dass der andere als Partner und nicht als Gegner gesehen wird, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten, Konflikte aufzulösen. Ein ausgebildeter Paartherapeut weiß, wie er solche Gespräche führt und hat im günstigsten Fall langjährige Erfahrungen, die ihn befähigen, solche Gespräche in die richtige Bahn zu lenken.
Anwälte sind natürlich keine Paartherapeuten. Sind sie aber im Familienrecht tätig, sind sie oft als Mediatoren ausgebildet. Vor allem wenn es darum geht, die Scheidungsfolgen zu regeln, können Sie hilfreiche Dienste bieten. Das Ziel der anwaltlichen Meditation besteht dann in der Einigung der Partner, die eine tragfähige Grundlage für den künftigen Umgang miteinander und für die gemeinschaftliche Verantwortung für die Kinder bietet. Oft ist das Ergebnis Grundlage einer Scheidungsfolgenvereinbarung, in der die Partner alles regeln, was sie aus Anlass ihrer Scheidung für regelungsbedürftig halten.
Die Paartherapie sollte nicht von vornherein als psychologischer Hokuspokus abgetan werden. Vornehmlich geht es darum, dass Paare, die die Trennung vor Augen haben, miteinander sprechen und dazu den Paartherapeuten als Sprachrohr benutzen. Wenn Sie also Ihrer Ehe eine Chance geben möchten, sollten Sie gerade die Paartherapie als eine Möglichkeit betrachten, Ihrer Ehe neues Leben einzuhauchen.
Geschrieben von: iurFRIEND-Redaktion